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Vor gut sieben Jahren ist es das erste Mal gewesen, dass ich einen Tu BiSchwat Seder mitgestaltet habe. Es war damals ein kleiner Kraftakt eine eigene Haggadah für den Tag zu erstellen und in deutscher Sprache Informationen zu sammeln. Seit dem haben sich die Illustrationen auf dem Cover mehrfach verändert und auch der Inhalt. Aus den unterschiedlichsten Ecken Deutschlands hört man immer wieder, dass die Haggadah genutzt wird.

Letztes Jahr haben wir das komplette Heft neu aufgesetzt und nun ist es leicht aufgefrischt und nicht nur auf dem Cover schön aus.

In guter Tradition gibt es hier die Haggadah zum Download als PDF:

Tu BiSchwat Haggadah

 

Im vergangenen Monaten habe ich kein deutschsprachiges Buch gelesen. Warum? Wahrscheinlich waren die Themen, mit denen ich mich in der letzten Zeit auseinandergesetzt habe, eher von englischsprachigen Autoren erarbeitet worden. Umso mehr war es für mich eine positive Überraschung, sowie auch einfach eine sehr gern willkommene Abwechslung über ein neu erschienenes Buch zu stolpern, welches von Leidensgenossen geschrieben wurde. Die Familiengeschichte von Filipp ähnelt in einigen Aspekten sehr der meinen, daher kann ich mich wahrscheinlich mehr als manch anderer in die Situation hineinversetzen, wenn der junge Autor über seine Mutter und ihre Kochkünste schreibt. Als ich es zu Chanukka gelesen und mit Freunden darüber gesprochen habe, sorgte es immer wieder für ein Schmunzeln auf deren Gesichtern. 

Doch worum geht es im Buch „Russland Meschugge“ eigentlich? Seit frühen Kindestagen leben Filipp und seine Familie in Deutschland und nach mehr als 20 Jahren begibt er sich auf ein Abenteuer in die „Heimat“. In einer sehr lebhaften Mischung von Geschichten aus der Transsibirischen Eisenbahn und der eigenen Familiengeschichte beschreibt Filipp seine Sicht auf Russland heute. 

Über eine Fahrt mit der Transib träumte ich auch eine Zeit lang. Als ich dann eine Einladung auf eine renommierte Konferenz erhalten habe, die zufällig in Moskau stattfand, habe ich mit Teilen meiner Familie diskutiert, die auch dort noch leben und am Ende habe ich verstanden, dass ich noch nicht bereit war die Heimat meiner Familie zu besuchen. Ob es irgendwann doch mal passiert - wer weiß das schon, ein Abenteuer würde es bestimmt ebenfalls werden.

Im Verlauf des Buches trifft man auf eine ganze Reihe an spannenden Charakteren. Zu Beginn natürlich die Eltern und Großeltern, die vieles liegen lassen um aus dem damaligen System zu entkommen und in einem komplett anderen Alltag das Leben neu zu beginnen. An der Seite des Protagonisten reist seine Freundin Sarah mit; eine tapfere Begleiterin, die kein Wort russisch versteht und als Fotografin die Situationen von Außen betrachtet. Alle weiteren Persönlichkeiten sind Begegnungen auf den Stationen der Reise und im Zug. Viele Couchsurfer und trinkfeste Männer, die beim morgendlichen Tee in der Transib zu Unterhaltungen anregen.

Russland Meschugge ist ein tolles autobiografisches Werk das über Familie, Politik und Träume denken lässt und für unterhaltsame Stunden sorgt. Auch wenn man keine direkte Beziehung zur ehemaligen Sowjetunion hat aber verstehen möchte, warum wir manchmal so ticken wie wir ticken, ist dieses Buch ein absolutes muss.

Mit einem nicht zu übersehbaren Buchcover ist das Buch seit Ende November in allen gängigen Buchhandlungen und auch bei Amazon verfügbar.

Üblicherweise werden solche Texte im Vorfeld eines Feiertages, inmitten der intensiven Vorbereitungen verfasst. Spätestens am Tag nach einem Fest hat der Alltag einen überholt und man widmet sich dem was kommt; nicht dem was war. Interessanterweise kamen diese Gedanken bei mir erst am 8. Tag von Chanukka, als wir auf einem Platz in der Mitte von einer Großstadt standen und die Chanukkakerzen gezündet wurden.

An Chanukka geht es um zwei Wunder; zum einen um den gewonnenen Kampf einer kleinen Gruppe, der Makkabäer gegen die Syrer, zum anderen geht es um ein kleines Kännchen Öl, welches auf unerwartete Art und Weise für acht Tage lang Licht gespendet hat.

Die Idee hinter vielen Feiertagen im Judentum ist, dass das Volk nicht gemocht wurde und der Versuch einer Vernichtung unternommen wurde, dies allerdings nicht geklappt hatte und man am Ende sogar über die Gegner gesiegt hatte. Heute erinnern wir uns daran, in dem wir die Chanukkia zünden und acht Tage lang in einer recht ausgelassen Stimmung verbringen.

Worum es geht und die Details der Geschichte - welcher Tempel es war, der wieder eingeweiht wurde und wie die Söhne von Jehuda Markabi hießen - sind dabei eher zweitrangig. Vor allem geht es darum, dass das Wunder verkündet wird, das Wunder, dass ein kleines Licht die Dunkelheit besiegen kann und dass eine Gruppe an Menschen, die unterdrückt wurde, überlebt hat.

Das öffentliche Kerzenzünden, wie es Chabad veranstaltet, ist dabei ein ziemlich starkes Signal, welches insbesondere in Zeiten wie den heutigen, die Idee von Chanukka sehr präsent verkörpert. In der Mitten der Stadt wird eine Chanukkia erleuchtet, meist mit einem kleinen Event rund um und im Beisein von Persönlichkeiten aus Kultur und Politik. Auch wenn die Musik meist ein wenig zu klischeehaft ist und Latkes ab einem gewissen Zeitpunkt Gänsehaut verursacht, so ist es selten der Fall, dass eine Glaubensgemeinschaft, die lediglich 0,2-0,3% der Bevölkerung ausmacht, so viel lärm um sich machen kann und zeigen kann, dass sie Teil der Gesellschaft ist.

Persönlich finde ich es sehr schön, dass Chanukka die Möglichkeit bietet eigene Geschichte zu erläutern und dabei von Freunden, seien sie jüdisch oder auch nicht, umgeben zu sein.

 

Heute beginnt das jüdische Lichterfest #Chanukka. Eine kleine Impression der erleuchteten #Chanukkia am Pariser Platz in #Berlin.

Ein von Angela Merkel (@bundeskanzlerin) gepostetes Foto am

Dreidel/Sevivon zu Chanukka

Es ist wieder soweit - ein neuer Blogpost, und ja - es ist wieder Chanukka. Das tolle an dieser Zeit im jüdischen Kalender ist die Geselligkeit. Eigentlich sind die meisten Feiertage so ausgelegt, dass sie eine soziale und kulturelle Komponente besitzen sollten. So hat man zu Pessach den Afikoman, mit dem man Kinder auf Trapp hält. Schon paar Mal davon gehört, aber leider nie selbst erlebt, sind Sederabende, bei denen man zwischendurch den Tisch in einen anderen Raum gebracht hat und so die Runde auf Trapp hielt. Zu Sukkot leiden die meisten trotz kalter Jahreszeit gemeinsam in einer kleinen Laubhütte und zu Chanukka spielt und singt man gemeinsam.

Aus religiöser Sicht ist Chanukka ein recht umspektakuläres Fest, da es wenig "Verpflichtungen" gibt. Es gibt weder lange G'ttesdienste in der Synagoge, noch muss man fasten oder ähnliches. Dafür beruht das Fest auf zahlreichen Traditionen was Essen, Melodien der Texte und soziale Aktivitäten angeht.

Mit Latkes und guter Laune im Gepäck kann man zu Freunden gehen und mit ihnen gemeinsam über das Weltgeschehen diskutieren und dabei versuchen möglichst viele Nüsse beim Dreidel-Spiel zu ergattern. Heute morgens ist mir interessanterweise Aufgefallen, dass es anscheinend Produzenten gibt, die Buchstaben voneinander nicht unterscheiden können und ein Gimmel an die Stelle setzen, an der eigentlich ein Nun sein sollte. Von daher - überprüft mal eure Dreidel.

Chag Sameach und viel Erfolg beim Dreideln.

P.S. Vor einigen Jahren habe ich einiges zur Geschichte von Chanukka und den Traditionen geschrieben.

Deutsch-Iranische Verhandlungen, ein Streichsextett und die jüdische Identität. Wer hätte gedacht, dass gleich drei komplexe Themen in einer Philharmonie aufeinandertreffen können? Mit dem Musikfest in Berlin uns dem Eröffnungskonzert war dies jedenfalls der passende Moment dafür. Unter der Leitung von Daniel Barenboim spielte die Staatskapelle Werke von Arnold Schönberg.

Leicht überrascht erhielt ich eine Nachricht von den Veranstaltern, dass sie sich freuen würden, wenn ich über das Musikfest hier im Blog berichten würde. Eigentlich ist Musik nicht ein Thema, über das ich schreibe, doch der Kombination aus Schönberg und Barenboim konnte ich nicht entgehen.

Daniel_Barenboim_mit_Staatskapelle_Musikfest
Foto: Holger Kettner, Berliner Festspiele
Oft gehen Leute in ein klassisches Konzert, nicht nur um Streich- und Blasinstrumente live zu hören, sondern auch um die Atmosphäre zu genießen und im gegebenen Rahmen die alltäglichen Gedanken schweifen zu lassen.

Immer wenn ich durch die Türen eines Konzerhauses gehe merke ich, dass sich die Atmosphäre und das Verhalten von Menschen verändert. Man könnte es so sehen, als ob die Zeit im Foyer bereits ein Teil des Schauspiels ist, welches eigentlich eine musikalische Darbietung ist. Hinter den Türen des Saales ist das Einstimmen der Instrumente zu hören. Im Foyer warten derweilen die Besucher und es wird sich kultiviert unterhalten. Ganz spannend ist es auch die Leute zu beobachten, wie sie sich kleiden und wie sie sich bewegen. Dann beginnt der Einlass. Auf dem eigenen Platz angekommen ist es nun der Zeitpunkt um die Große des Saales wahrzunehmen und sich darauf einzustellen angenehm zu sitzen und dabei die Musiker beobachten zu können. Während mehrere hundert Menschen den Raum betreten gibt es ein gewisses Grundrauschen, doch eigentlich fokussiert man sich bereits weniger auf die anderen. Dann wird das Licht gedämmt und die Musiker kommen auf die Bühne und das eigentliche Schauspiel beginnt. Mit dem Einzug des Dirigenten gibt es nun jemanden, der mit seinen Bewegungen und seinen Blicken den Raum, das Orchester und die Musik in seiner Kontrolle hat. Jetzt heißt es zuhören und weiterhin die vorgegebene Rolle als Zuhörer wahrzunehmen, keine Fotos zu machen, zu applaudieren wann es angebracht ist und die Musik zu genießen.

Mit Arnold Schönberg ist sicherlich keine einfache Musik ausgewählt worden, die Klassikern von Bach ähneln. Schönberg gilt als einer der Erfinder der Zwölftonmusik, die bis heute noch teilweise schrill und kontrovers ist.

Nachdem ich mich vom vibrieren des Smartphones lösen konnte und mich der Musik widmen konnte, begannen auch die Gedanken über den Verfasser der Werke. Wie seine Musik, ist auch das Schicksal Schönbergs kein einfaches. Geboren im Jahr 1874 in Wien wächst er in einer jüdischen Familie auf und findet schnell seine Passion in der Musik. Unter anderem auch durch den Kontakt mit seiner späteren Frau, aber auch theologischen Texten, konvertiert er zum Protestantismus. Religion prägt Schönbergs Werke immer zutiefst. Durch den politischen Rechtsruck in Deutschland muss seine Familie 1933 durch Frankreich in die USA fliehen. Der Nationalsozialismus bewegt Arnold Schönberg sich wieder dem Judentum zu bekennen. Während seiner späteren Arbeit an der University of California entstehen Kompositionen wie seine Interpretation von Kol Nidre, einer Liturgie, die in wenigen Wochen in den Synagogen anlässlich von Jom Kippur zu hören ist.

Das Leben von Schönberg, seine Pionierarbeit in Bereichen der Neuen Musik, sowie sein eigenes Verständnis der jüdischen Identität sind eine sehr spannende Kombination, die auf dem Musikfest zu finden ist. Auch Daniel Barenboim ist keine unumstrittene Persönlichkeit – sein Leben und seine Weltanschauung prägen ebenfalls.

Mit diesem Konzert wurde die Möglichkeit geboten sich intensiver mit Schönbergs Musik auseinanderzusetzen, sowie auch über Identitätsfragen nachzudenken. Noch bis zum 20. September gibt es die Möglichkeit Schönberg und weitere Komponisten beim Musikfest in Berlin zu erleben.

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Es ist Freitag. Während die meisten Freude darüber sprechen wo man am Abend feiern gehen möchte, steht dies für einen gewissen Kreis an Menschen relativ klar fest. Freitag abends beginnt der Schabbat, der Ruhetag. Seinen Ursprung hat dieser in der Schöpfungsgeschichte: Gott schuf die Welt in sechs Tagen und am siebten ruhte er. Schamor we Zachor - Gedenke und behüte den Schabbat, so das Gebot, welches daraus kommt. An diesem Tag sollte man nicht arbeiten, keine Technik benutzen, nicht fahren und vieles andere nicht. Schaut man sich Gebote an, so haben diese auf den ersten Blick meist eine negative Konnotation; man soll das nicht, dies ebenfalls und von dem dritten ganz zu schweigen. Allerdings gibt es auch positive Folgen, die sich daraus erschließen. So hat man ein vorgegebenes Zeitfenster, in dem man mit Familie und Freunden sich treffen kann und entspannen kann.

lecker :)
Für viele ist es schwierig ohne Auto, iPhone und Spotify für einen Tag auszukommen, ebenfalls gehen viele heutzutage nicht mehr in die Synagoge. Doch dies alles bedeutet nicht, dass man sich nicht an den Schabbat erinnert, denn keiner hat gesagt, dass man sich nicht auf eine andere Art und Weise den Schabbat gedenken kann. Viele junge Menschen veranstalten Freitag abends ein Essen bei sich zu Hause, laden Freund ein. Es gibt leckeres Essen, guten Wein und peinliche Geschichten.

Da wir im 21. Jahrhundert leben, gibt es nicht nur Couchsurfing-Plattformen, sondern auch Netzwerke wie shabbat.com, die Anzeigen beinhalten von Leuten, die gerne z.B. Touristen bei sich zum Schabbat einladen.

Mit einem Kiddusch, der Heiligung des Weins, beginnt die Mahlzeit und ist dann meist auch das einzige religiöse Element des Abends. Für mich ist die Erinnerung an den Schabbat eine schöne Tradition, da es immer Erinnerungen daran weckt, wie es in der Kindheit war (auch wenn diese nicht all zu lange her ist). Als kleiner Junge habe ich abends in der Synagoge immer den Weinsegen gesagt, alle schauten auf mich und es war ein kleiner Auftritt meinerseits. Nach dem Gottesdienst gab es immer etwas süßes und im Sommer meist Eis, danach ging es nach Hause. Zu Hause gab es Challa, das Zopfbrot, welches für die Mahlzeit steht und mein Vater sagte immer den Segen. 

Aus meiner heutigen Sicht ist es natürlich gut, wenn man in die Synagoge geht und den Schabbat dort willkommen heißt, allerdings ist es noch wichtiger, dass man Traditionen in der Familie behält und sich in einer persönlichen Form an den siebten Tag erinnert. Und so ist es auch heute, es ist Freitag.

Eines der bedeutendsten Feste steht vor der Tür: Pessach. Vorbereitungen für das Fest laufen dabei bereits seit einigen Tagen — Mazzah wird eingekauft, Gäste werden eingeladen und das Haus langsam darauf vorbereitet, dass es sauber sein soll.

Der Name Pessach selbst bedeutet Auslassen/Vorübergehen und erinnert an die letzte der 10 Plagen, die über die Ägypter ergangen sind, bevor das Volk ausgewandert ist. Dabei wurden alle Haushalte verschont, die ein Zeichen an dem Türrahmen hatten.

In Israel dauert das Fest sieben Tage, in der Diaspora acht Tage und läutet den Beginn der siebenwöchigen Trauerzeit bis Schawuot.

Sederteller

Mit Pessach zelebriert man den Auszug der Juden aus Ägypten – den Auszug in die Freiheit. Fast wie im realen Leben ist es allerdings so, dass das Fest zur Freiheit mit zwei sehr reglementierten Abenden beginnt die pas­sen­der­wei­se Seder heißen, was soviel wie Ordnung bedeutet. An diesen Abenden wird die Geschichte über den Auszug gelesen, es werden einige Lieder gesungen und Speisen, die oft eine symbolische Bedeutung haben, zu sich genommen.

Zwar kann die Tischdeckenfarbe und der Jahrgang des Weines unterschiedlich sein, allerdings gibt einige Objekte und Traditionen, die beim Seder zu finden sind:

Haggadah
Niemand kennt den gesamten Ablauf und die komplette Geschichte auswendig – muss man auch nicht. Hierzu gibt es die Haggadah in der die Erzählung vorhanden ist. Ebenfalls findet man in der Haggadah notwendige Anweisungen wie man sich verhalten soll.

Seder-Teller
Meist besteht dieser aus fünf Elementen, die alle symbolischen Charakter haben:

  • Beizah: ein Ei für Fruchtbarkeit, aber auch als Symbol der Trauer um den zerstörten Tempel
  • Charosset: sind geschnittene Früchte und Apfelmus und Nüsse, die in ihrer Mischung Lehm darstellen
  • Maror: bitteres Kraut, welches für die Sklaverei steht
  • S’roah: ein Knochen, welches an das Tier erinnert, dass man zur Zeit des Tempels geopfert hat
  • Karpas: eine Erdfrucht als Symbol des Frühlings

Salziges Wasser
Im Verlauf des Seders tunkt man u.a. Kraut in salziges Wasser, welches für die Tränen der Sklaverei steht. Meistens befindet sich dieses in einer kleinen Schale auf dem Tisch.

Mazzah
Vor Pessach sucht man im Haus nach Brotresten und macht das Haus rein von allem gesäuerten Brot, da man innerhalb der acht Tage keine gesäuerten Teigprodukte gegessen werden dürfen. Mazzah, über die bereits in der Torah berichtet wurde, braucht 18 Minuten um fertig zu sein und steht für die wenige Zeit, die die Israeliten hatten, als sie aus Ägypten geflohen sind.

Für den Ablauf des Seders werden drei Mazzah-Scheiben genutzt. Diese werden von Zeit zu Zeit auf und wieder zugedeckt.

Wein
Im Verlauf des Seders werden insgesamt vier Gläser Wein getrunken. Wein ist ein Luxus-Getränk und kann nur getrunken werden, wenn man frei ist. Mit dem Auszug aus Ägypten wurden die Israeliten frei.

Die Zahl vier
Vieles hat eine besondere Bedeutung am Abend, so auch die Anzahl an Gläsern Wein, die getrunken werden. Die Zahl vier erinnert dabei an die Schritte, die Gott bei der Befreiung unternommen hat. Es steht geschrieben: „Ich werde euch wegführen, hervor unter den Lastarbeiten Mizrajim's und werde euch erretten aus ihrem Dienst, und werde euch erlösen mit ausgerecktem Arm und mit großen Strafgerichten, und werde euch annehmen mir zum Volke und werde euer Gott sein, und ihr sollt erkennen, dass Ich der Ewige euer Gott es bin, der euch wegführtet, hervor unter den Lastarbeiten Mizirajim's. Und ich werde euch bringen in das Land, welches zu geben dem Abraham, dem Jitzchak und Jakob ich meine Hand aufgehoben habe; und das werde ich euch geben, als Besitz, Ich, der Ewige!“ – Schmot 6:6-8.

Angelehnte Sitzhaltung
Zu den vier Gläsern Wein, dem Essen der Mazzah, sowie einigen anderen Momenten des Abends sitzt man angelehnt auf die linke Seite. So saßen in der Geschichte zuvor nur Könige und freie Leute. Wir sind nun frei und können genießen.

Der leere Stuhl am Tisch
Ein Platz, sowie ein Becher werden für den Propheten Elijahu freigehalten. Dieser, so die Tradition, besucht den Seder zu einem bestimmten Moment im Ablauf. Hierfür wird für einen kurzen Augenblick die Tür aufgemacht. Elijahu kommt zu Pessach, weil er als einziger Prophet nicht gestorben ist, allerdings gesagt hat, dass er der letzte Jude sei. Um ihm zu beweisen, dass auch nach ihm Juden existieren, besucht er diese.

Wichtige Grundsätze
Wenn man folgende drei Dinge während des Seders nicht erwähnt, so hat man seine Pflicht nicht erfüllt: Pessachopfer, Mazzah und Maror (Bitterkraut).

Und nun zum Ablauf des Seders
Zu Beginn des Seders wird der Ablauf erklärt. Dieser besteht aus 15 Schritten.

  • Kadesch - man macht Kiddusch und segnet den Wein
  • Urchatz - ein symbolisches Händewaschen
  • Karpas - ein Stück Gemüse wird in Salzwasser getaucht und im Anschluss gegessen
  • Jachatz - die mittlere der drei Mazzoth wird halbiert und die größere wird als Afikoman versteckt
  • Maggid - es folgt nun die Erzählung über den Auszug aus Ägypten. Neben dem Essen ist dies ein langer Teil des Seders.
  • Rachzah - nun wäscht man die Hände vor der Mahlzeit mit Segenspruch
  • Motzi Mazzah - die Mazzah wird gegessen und man erinnert sich an das Gebot diese zu essen
  • Maror - bitteres Kraut wird gegessen, welches an die Sklaverei erinnert
  • Korech - ein Sandwich aus Charosset, Maror und Mazzah wird verzehrt
  • Schulchan Orech - endlich gibt es richtiges Essen.
  • Tzafun - höchste Zeit den Afikoman zu finden damit man den Seder beenden kann
  • Barech - das Tischgebet für die Mahlzeit
  • Hallel - Lobgesang an Gott
  • Nirzah - das Ende des Abends bei dem man Gedichte aufsagt und Lieder singt. Dieses Jahr noch hier, nächstes Jahr in Jerusalem.

Einige Lieder, die auf jeden Fall beim Seder gesungen werden und man sich vielleicht anhören sollte:

Im Akkord sind wir nun durch die Basics des Seders durchgegangen und es gibt natürlich noch einige Details, die nicht erwähnt wurden. Viele Regeln schreiben einem vor, wie der Abend ablaufen soll, doch wenn man dabei ist merkt man, dass es viele Freiheiten gibt, die man an einem solch strukturierten Abend ausnutzen kann. Schlaft euch aus und ein koscheres Pessachfest!

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Am kommenden Sonntag findet in Duisburg das sechste Fest des Jüdischen Buches statt.
(18. März 2012 - ab 10.30h)

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Jedes Jahr versucht man ein möglichst buntes Programm zu gestalten. Dieses Mal ist es wieder, meiner (absolut unparteiischen) Meinung nach ein tolles Programm geworden, welches zusammengestellt wurde.
Mit dabei sind dieses Jahr:

Henryk M. Broder - er stellt sein neustes Buch „Vergesst Auschwitz!“ vor, welches zur Leipziger Buchmesse erscheinen wird. Über Broder kann man sagen was man will, dennoch ist es eine Lichtgestalt, die sehr interessant ist.

Louis Lewitan - wird sein Buch „Die Kunst, gelassen zu sein“ präsentieren. Lewitan ist einer der renommiertesten Stressexperten in Deutschland. Sein Buch besteht aus Interviews mit Persönlichkeiten wie Kai Diekmann, in denen sie über ihren Alltag und den Stress, den sie haben, sprechen.

Katharina Höftmann - repräsentiert die junge Generation jüdischer Schriftsteller. Ihren Blog „Guten morgen, Tel Aviv“, den sie für die WELT-Gruppe schrieb, vervollständigte Höftmann mit dem gleichnamigen Buch.

Susan Jane Gilman - sorgt ein wenig für das Internationale beim Buchfest. Die Amerikanerin verfasste Bücher mit „catchy“ Titeln wie „Undress me in the temple of heaven“ und wird beim Buchfest „Hypocrite in a puffy white dress“ vorstellen. Natürlich in englischer Sprache.

Robert Schindel - ein „Wiederholungstäter“ beim Buchfest liest nun aus seinem Essayband „Man ist viel zu früh jung“.

Auch interessant ist sicherlich das Podium mit Marta S. Halpert und Alexia Weiss. Beide Damen sind Herausgeberinnen von deutschsprachigen, in Österreich erscheinenden Zeitschriften. Sie werden über die neuen Entwicklungen in der Medienlandschaft sprechen.

Es gibt noch viele weitere tolle Sessions, die man besuchen kann/sollte. Alle Biographien und das Programm gibt es auf www.buch-jugedu.de

Bis Sonntag!

Drei bekannte Gesichter erzählen über ihre Familiengeschichte und ihr jüdisches Leben in Deutschland. Begleitet werden die persönlichen Geschichten von (teilweise leider sehr amüsanten) Interviews auf Münchener Straßen.

Update: Das Video wurde offenbar ohne Einverständnis der Urheberin veröffentlicht. Daher wurde es von dieser Seite entfernt. Mehr Informationen zum Film gibt es bei IMDB.

Sonst kennt man die ARD-Studios und deren Mitarbeiter eigentlich nur aus den Tagesthemen und ihren Vlogs; nun startet das Tel-Aviver Team einen Blog über Themen, die interessant sind, aber es manchmal nicht in die Nachrichten schaffen.

Täglich spannende Geschichten nun unter blog.br-online.de/studio-tel-aviv

Bronlinetelaviv

Danke für den Tipp, Markus!